Betreff: An die Geschäftsführung der Haie: Frank Gotthardt und seine rechtspopulistische Plattform NIUS

19.02.2024, 17:43

Sehr geehrter Herr Walter,

heute gibt es etwas wichtigeres als Sport: In diesem Schreiben geht es mir um rechtspopulistische Inhalte, das Schüren von Angst, die Spaltung unserer Gesellschaft, unsere Demokratie und die Zukunft der Kölner Haie unter einem Gesellschafter, welcher im Verlaufe des letzten Jahres eine be­sorg­nis­er­re­gende Entwicklung in diesen Bereichen genommen hat. Dieses Schreiben wurde außerdem hier veröffentlicht: https://michsch.notion.site/Offener-Brief-an-die-K-lner-Haie-2b39d436de394598807dfd97c232798c#ca359314f702472fbc4a447c16ee926a

Ich gehe davon aus, dass wir ähnlich bestürzt über das Geheimtreffen in Potsdam sind, welches durch Correctiv aufgedeckt wurde [1]. Hans-Christian Limmer, zu dieser Zeit Gesellschafter von Hans im Glück und Pottsalat, wurde für seine Unternehmen innerhalb eines Tages untragbar. Nun befürchte ich zunehmend, dass sich die Kölner Haie in naher Zukunft einem ähnlichen Thema stellen müssen.

Dass Frank Gotthardt, Hauptgesellschafter der Kölner Haie, im letzten Jahr das Onlinemedium NIUS [2] gegründet und Julian Reichelt als Chefredakteur und Geschäftsführer eingestellt hat, ist nun seit Mittwoch, den 14.02.2024, offiziell durch ihn in einem Podcast (RUND UMS ECK -- Der Koblenz-Podcast [3]) bestätigt worden. Bereits vorher gab es einige Berichte, die Julian Reichelt mit Frank Gotthardt in Verbindung brachten, aber erst seit dieser Podcast-Folge ist das meinem Wissen nach auch offiziell bestätigt worden. Dort schwärmt Herr Gotthardt auch geradezu von Julian Reichelt und beteuert, dass die Ausrichtung des Onlinemediums NIUS vorsätzlich von ihm so beabsichtigt ist und er dies als seine „staatsbürgerliche Verantwortung“ ansieht („Der Übermacht der linken Medien muss man etwas entgegensetzen.“).

Nun geht es mir in erster Linie nicht um politische Orientierungen oder Meinungen. Frank Gotthardt stand der CDU nahe und war Mitglied des CDU Wirtschaftsrats. Dagegen gibt es keine Einwände. Sein Onlinemedium NIUS hingegen verbreitet Falschinformationen, schürt Angst vor Geflüchteten, verdreht die Wahrheit, bedient stark rechte Ressentiments und trägt damit zunehmend zur Spaltung unserer Gesellschaft bei.

So schrieb die TAZ bereits letztes Jahr: „Das Medienportal „Nius" bietet rechter Hetze eine Bühne. [...] Genau wie auf Reichelts Youtube-Kanal wird auch hier daran gearbeitet, rechtspopulistische Inhalte mehrheitsfähig zu machen.“ [4]

Auch die Online-Plattform Volksverpetzer schreibt über Julian Reichelt und NIUS: „Der ex-Bild-Chefredakteur hetzt mittlerweile auf seiner neuen Plattform NIUS. Vor einigen Wochen sorgte Reichelts neue Plattform für eine besonders perfide Geschichte. Dabei wurden nicht nur rechtsextreme Narrative reproduziert, sondern nun sogar Interviews mit Geflüchteten manipuliert, damit sie das Lügenmärchen scheinbar belegen.“ [5] Volksverpetzer teilte außerdem auf X [6] in den vergangenen 24 Stunden gleich zwei Tweets zu NIUS:

  1. Ein Tweet von Luis Paulitsch [7], einem Referent von presserat.at, welcher einen Artikel des Bayrischen Rundfunks vom 18.02.2024 verlinkt, in welchem NIUS eingeordnet wird und auch Frank Gotthardt aus dem zuvor erwähnten Podcast wie folgt zitiert wird: „Sein Einstieg bei "Nius" sei "aus staatsbürgerlicher Verantwortung" geschehen. Gotthardt ist der Ansicht, dass die "links zu verortende" Medienlandschaft "eine Ergänzung im konservativen Bereich" bräuchte.“ [8]
  2. Ein Tweet von Frank Sarfeld [9], Mitglied Kuratorium der Hirschfeld Stiftung, welcher die Manipulation von NIUS anhand der manipulierenden Verwendung von Screenshots nachweist. So veröffentlichte das ZDF Magazin Royale letzte Woche einen Beitrag „Die FPÖ und ihr Volkskanzler“. [10] NIUS hat in einen Screenshot aus dem Video verwendet, welcher das Logo der AfD zeigt und suggeriert damit, dass sich das Zitat Böhmermanns auf die AfD bezieht, was nicht der Fall war.

Das Geheimtreffen in Potsdam wird von NIUS verharmlost, es wird ein Verschwörungsmythos zu Correctiv verbreitet, in welchem Correctiv als steuerfinanziertes Werkzeug der Regierung dargestellt wird und die Berichterstattung findet bewusst im Konjunktiv statt. [11] In Antworten auf Tweets von @niusde_ [12] werden öffentlich Umerziehungslager für Wähler anderer Parteien als der AfD gefordert, Remigration wird propagiert und darüber hinaus wird Hass bis hin zur Volksverhetzung verbreitet. Die Youtube-Kommentare von NIUS werden zudem sehr fragwürdig moderiert. Während neutral formulierte Kritik, oder Hinweise auf Quellen, gelöscht wurden, lässt man Hassnachrichten zu. Dort wird also offensichtlich moderiert, aber selbst potentiell strafrechtlich relevante Kommentare werden von NIUS nicht gelöscht.

In Deutschland und Köln gehen hunderttausende Menschen auf die Straße und demonstrieren für die Demokratie und gegen Hass. Mit NIUS steht Frank Gotthardt hier leider auf der anderen Seite. Dabei betone ich noch einmal ausdrücklich, dass es mir nicht um politische Meinungen geht, sondern um eine durch Frank Gotthardt getriebene Spaltung der Gesellschaft mit Angst, Falschinformationen, Framing, Hetze und toleriertem Hass gegen Andersdenkende.

Fragen an die Geschäftsführung der Kölner Haie: